Hans-Dieter Mück

Max Ackermann 1887 – 1975

Normaler Preis €29,90
Was man großen Komponisten wie Mozart oder Mendelssohn-Bartholdy uneingeschränkt zubilligt, wird Malern oder Bildhauern nur ganz selten attestiert: eine frühe Meisterschaft. Dabei ist ür uns...
Was man großen Komponisten wie Mozart oder Mendelssohn-Bartholdy uneingeschränkt zubilligt, wird Malern oder Bildhauern nur ganz selten attestiert: eine frühe Meisterschaft. Dabei ist ür uns heute leicht nachvollziehbar, daß die frühe Förderung vorhandener Fähigkeiten und Talente fast zwangsäfig auch die Akzeleration der geistigkreativen Entwicklung anregt und optimiert. In der bildenden Kunst ist Max Ackermann (1887-1975) daür ein gutes Beispiel, wurde er doch bereits ab 1895, damals noch als Schüer, von seinem Vater – der weit mehr als nur ein einfacher Holzbildhauer war – in dessen Möbel- und Rahmenwerkstatt in Ilmenau mit den diversen Kunstströmungen und mit der bürgerlichen Ästhetik seiner Zeit konfrontiert. Ähnlich wie die eingangs genannten Komponisten sich in ihren frühen Werken an der Tonsprache ihrer Zeit orientierten, erlernte der junge Max Ackermann die Bildsprachen der Jahrhundertwende, die spannend genug waren und alle Möglichkeiten der Weiterentwicklung der Kunst in sich bargen. Daß dem romantisch-idealistischen ›Wunderkind‹ nach ersten spätimpressionistischen Naturstudien bereits im Juni 1905 – und damit ein halbes Jahr vor Adolf Hoelzel (1853-1934) und sogar fünf Jahre vor Wassily Kandinsky (1866-1944) – die weltweit erste abstrakte Farbkomposition in seiner Heimatstadt Ilmenau gelang, ist leider in der Kunstöffentlichkeit so gut wie gar nicht bekannt. Im weiteren Verlauf seiner fast 75 Jahre umfassenden eigenständigen künstlerischen Tätigkeit hat Max Ackermann sich allzeit mit den aktuellen Entwicklungen der internationalen Kunst beschäftigt und auf diese mit seinen eigenen individuellen Werken geantwortet. Beispiele daür sind seine veristisch-sozialkritischen Gemälde, Zeichnungen und Radierungen der Zwanziger Jahre – als er in Stuttgart als einer der bedeutendsten Zeichner seiner Zeit galt und 1928 gemeinsam mit Kandinsky und Grosz im Kunsthaus Schaller ausstellte – sowie seine kontrapunktischen Acrylbilder mit Leuchtfarben der Sechziger Jahre, mit denen er auf die aus den USA herüberschwappende Pop-Art abstrakt (!) antwortete. Will Grohmann sagte einmal über Max Ackermann, dieser sei nicht der große Erfinder, sondern ein äuerst wichtiger Katalysator der Moderne gewesen. Ich denke, diese Definition hätte Max Ackermann nicht gänzlich abgelehnt. Denn: Er betrachtete die Kunst weniger als Revolution, sondern als immerwährende Evolution. Deshalb konnten sich logisch und bruchlos Figurenbilder durch ständige Vereinfachung zu abstrakten Bildern wandeln oder Fundstücke vom Strand des Bodensees zu wunderbaren Farbkompositionen werden. Max Ackermann war ein ganz wichtiger und höchst spannender Künstler des 20. Jahrhunderts und einer der ganz wenigen, welche die Entwicklung der Moderne vom Jugendstil bis zur Kunst der Siebziger Jahre nicht nur selbst miterlebt, sondern auch mitgestaltet und maßeblich geprägt haben.

Dr. Hans-Dieter Mück wurde 1947 in Stuttgart geboren und war nach dem Studium der Germanistik, Anglistik, Kunstgeschichte und Philosophie an der Universität Stuttgart von 1978 bis 1984 Wissenschaftlicher Mitarbeiter im ›Deutschen Literaturarchiv‹ in Marbach am Neckar. Seit 1989 ist er als freiberuflicher Kurator im In- und Ausland tätig. Der wissenschaftliche Autor zahlreicher Monographien zur Literatur vom Mittelalter bis zur Gegenwart und zur europäischen Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts hat sich auf Werkbiographien spezialisiert, von denen in der ›Weimarer Verlagsgesellschaft‹ umfangreiche Bände über Max Klinger (2015), Max Ackermann (2017), Künstler in Weimars Kunstschule 1860–1919 (2018) und über Harry Graf Kessler (2020) erschienen sind.

Imprint
Weimarer Verlagsgesellschaft
ISBN
9783737402590
Aufl. 2017, 216 S., durchg. s/w u. farb. Abb., gebunden, 21,3 x 29,7 cm.

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