Am Samstag, 20. April 2024 um 19 Uhr liest die Schauspielerin Sylvia Wempner gemeinsam mit der Bagonghi Compagnie Hamburg in der St. Georgskirche zur Erinnerung an die Kinder vom Bullenhuser Damm aus dem Buch BESSER NICHTS WISSEN. Der Eintritt ist frei, um Spenden für die Vereinigung »Kinder vom Bullenhuser Damm e. V.« wird gebeten.
20. April 1945, als die alliierten Truppen bereits vor den Toren Hamburgs standen, beschlossen die Nazis, zwanzig jüdische Kinder zu ermorden, die im Konzentrationslager Neuengamme monatelang für »medizinische Experimente« mit Tuberkulose-Bazillen missbraucht worden waren. Der Ort, an dem sie erhängt wurden und mit ihnen achtundzwanzig erwachsene Häftlinge, war die Schule am Bullenhuser Damm.
»Ein nicht einmal mittelmäßiger Arzt, der nach akademischen Titeln strebte, Kurt Heißmeyer, hatte die Kinder auf direkte Anordnung von Heinrich Himmler aus Auschwitz ›erhalten‹, als Versuchskaninchen. Im Konzentrationslager Neuengamme hatte er sie für seine Experimente mit Tuberkulosebazillen missbraucht, die jeder wissenschaftlichen Basis entbehrten. Am 20. April 1945 standen die alliierten Truppen bereits auf Hamburger Stadtgebiet. Daher wurde der Beschluss gefasst, die Kinder für immer verschwinden zu lassen. Es sollten keine Spuren von ihren Körpern bleiben, von den Einschnitten in ihre Haut, den Injektionen von Tuberkuloseerregern in ihre Achsellymphdrüsen, von all dem, was Heißmeyer mit Hilfe anderer ihm unterstellter Ärzte und Pfleger ungestört verbrochen hatte.«
Der Autor Günther Schwarberg (1926–2008) hat diese Verbrechen gegen die Menschlichkeit 1979 durch eine Serie im Hamburger Wochenmagazin STERN bundesweit bekannt gemacht und später zwei Bücher darüber geschrieben.
Im Jahr 2023 ist die deutsche Übersetzung des Buches BESSER NICHTS WISSEN von Titti Marrone erschienen, in dem die italienische Schriftstellerin die Geschichte der Schwestern Tatjana und Andra Bucci rekonstruiert, die als Kinder nach Auschwitz deportiert worden waren. Sie gehören zu den wenigen, die das Lager überlebt haben. Zusammen mit ihnen war ihr Cousin Sergio De Simone in Auschwitz, einer der zwanzig jüdischen Kinder, die der SS-Arzt Kurt Heißmeyer für seine pseudowissenschaftlichen Versuche ins Hamburger KZ Neuengamme bringen ließ.
»Man ist erst dann wirklich tot, wenn man von allen vergessen ist«, schreibt Titti Marrone. In BESSER NICHTS WISSEN, das von Klaudia Ruschkowski für den S. Marix Verlag übersetzt wurde, erzählt sie von der Suche der Eltern nach Spuren ihres Sohnes, von dessen Schicksal sie Jahrzehnte lang nichts erfahren konnten.